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In Rente – und was nun?

Vorzeigbare Beispiele – gesammelt von jungen Autoren

von Karl-Heinz Stier

 

 

(20.09.12) Von den einen als neue Herausforderung und Chance, von den anderen als Gefahr, Problem oder gar als Krise erlebt: Das Ende der Berufstätigkeit – der eigenen wie der des Partners – bedeutet in jedem Fall eine Veränderung, eine Zäsur im Lebenslauf. Eine Frage, die viele Menschen in dieser Situation beschäftigt: “Was tue ich, wenn ich nichts mehr bin?“ 16 Männer, Frauen und Paare – der jüngste 6o, der älteste 97 Jahre – erzählen ihre Geschichten und gewähren einen spannenden wie unterhaltsamen Einblick in ihren UnRuhestand.

 

Das Buch gleichen Namens zeigt Möglichkeiten auf, warum manches nicht so zu sein braucht. „Unruhestand“ nennt Beispiele, wie es auch anders gehen kann. Freilich gehört dazu meist körperliche Unversehrtheit und gesundheitliche Fitness, Unternehmungsgeist und vor allem, dass man seine restliche Zeit im Arbeitsprozess dazu nutzt, sich auf neue Aktivitäten vorzubereiten – sei es, dass man sein Hobby ausbaut, frühere Wünsche zu realisieren versucht oder Aufgaben übernimmt, die einem unverhofft zufliegen. Die Portraits zeigen anhand ganz unterschiedlicher Biographien, wie individuell UnRuhestand sein kann.


Da ist eine Frau aus Frankfurt, die bei einer kommunalen Behörde tätig war und dann eine eigene Internet-Zeitung ins Leben rief, der Geschäftsführer eines der großen Weingüter im Rheingau, der mit der Marke eines Mineralbrunnens die Geheimnisse des Zusammenspiels beim Genuss von Wasser und Wein entschlüsselt. Da ist ein Ehepaar aus Naurod bei Wesbaden, er Ingenieur und sie Fotografin, die es nach Afrika verschlagen hat, wo sie Tierfilme für deutsche und ausländische Fernsehsender produzieren.

 

Nun sind das – zugegeben – Ausnahmen. Aber Ausnahmen bestätigen oft die Regel, wenn man den einen oder anderen zum Vorbild nimmt. Und: nicht erst mit 65 Jahren anfangen, die Spuren sollten früher gelegt werden – auch mit Hilfe von Familienmitgliedern, Ehepartnern oder Kindern. Mut, Ausdauer und Elan, vielleicht auch ein wenig Risiko gehören dazu.

 

Die Autoren Isabelle Stier, 34 Jahre aus Mühlheim, Diplom Mediensoziologin, freie Journalistin, Peter Podolski, 46 Jahre, Diplom-Kaufmann, freier Fotograf und Sebastian Zilch, 36 Jahre, Diplom Informatik-Betriebswirt stellen die These auf, dass die „Unruheständler“ auch Vorbild für die Jugend sein können, wenn man die Lebensgeschichte der Älteren nachempfindet, das Auf und Ab der gesellschaftlichen Ereignisse und das Schicksalhafte, das damit verbunden ist. Insofern sehen die Autoren ihr Buch auch als Dialogbereitschaft und Vermittlung zwischen den Generationen.

 

Die frühere Bundesfamilienministerin Prof. Dr. Ursula Lehr hat in ihrem Prolog zu diesem Buch einen Satz geprägt, der das Thema UnRuhestand nicht treffender skizzieren könnte: „Fange nie an aufzuhören und höre nie auf anzufangen“.

 

Das Buch, mit seinen 144 Seiten und vielen Abbildungen ist in einer Auflage von 2000 Exemplaren im ConCon-Verlag, Hanau erschienen (Tel. 06181-177700, email: kontakt@concon-verlag.de).

 

Es trägt die ISBN-Nr. 978-3-86314-228-5 und kostet 16.80 Euro. Es kann in jeder Buchhandlung erworben oder hier direkt bestellt werden.

 

 

 

Die iranische Malerin Maryam Shojaie

von Inge Franz
 

Die richtigen Worte, um eine Malerin vorzustellen, kommen einem leichter aus der Feder an einem Ort, der 160-jährige Beziehungen zur Malerei heraufbeschwört. Wir saßen bei einem festlich-fürstlichen Lunch im vom Fernsehkoch Patrik Kimpel geleiteten Restaurant 'Kronenschlösschen' in Eltville-Hattenheim, um uns herum Genre-Bilder, mindestens hundert Jahre alt und in den vergangenen Jahrzehnten vertrauenserweckend nachgedunkelt.


Vom höflichen Ober erfuhren wir, dass das Schlösschen vor 160 Jahren von einem erfolgreichen Galeristen aus Frankfurt für seine Malergemeinde erbaut worden sei, um hier in romantischer Umgebung am Rheinufer die Künstler, deren Gemälde er in Frankfurt ausstellte, zur Höchstleistung anzuregen. Dazu: Der jetzige Besitzer des Nobelrestaurants ist sinnigerweise mit einer Galeristin aus der Frankfurter Feldbergstraße im Westend verheiratet.

 

                             Die Malerin Maryam Shojaie bei der Arbeit

Maryam Shojaie, die sich seit zehn Monaten der Malkunst zugewandt hat, war sichtlich beeindruckt von diesem genius loci. Vor vier Jahren kam sie, einer Telefonbekanntschaft folgend, von Vancouver/Kanada nach Deutschland in die Rhein-Main-Region. Alle ihre Bilder malt sie in Acryl. Bis jetzt hat sie etwa drei Dutzend Werke auf die Leinwand gebracht. Ohne Marketing-Betreuung, ohne Galeristen ist der Absatz ihrer Werke noch suboptimal. Bis jetzt konnte sie aber für etwa 600 Euro einige ihrer Bilder absetzen. Ein großes abstraktes Motiv, den Adler, das Wahrzeichen der Frankfurter Eintracht, und den riesigen Wasserfall und eine Stadtansicht von Niederbronn/Vogesen möchte ihr Lebensgefährte aber vor dem Verkauf bewahren.

 

Maryam Shojaie wurde 1953 in der heiligen Pilgerstadt Mashad im Iran geboren und als Lehrerin mit erster Stelle in einem romantischen Bergdorf ausgebildet. Mit dem Sturz des Schahs musste sie mit ihrem Ehemann, der Offizier war, aus ihrem Heimatland fliehen. Mit ihren drei Kindern gab es zunächst einen mehrmonatigen Zwischenaufenthalt in Griechenland. Die großzügige Einwanderungspolitik Kanadas ermöglichte ihr und ihrer Familie sehr bald, kanadische Staatsbürgerin zu werden.

 

Zwei Bilder der Malerin, ausgestellt in einem Restaurant

 

Zitat: „I don't know why, but when I started to paint, I started automatically with animals, especially birds,“ sagt sie. Anfang letzten Jahres brachten sie mit dem Bleistift spielerisch ausgeführte Kritzeleien, die gelobt wurden, auf den Gedanken, auch in Farbe zu malen. Ihre Umgebung bestärkte sie darin. Shojaies Bilder zeichnen sich durch die Freude am malerischen Sujet aus. Sie zeigen eine Begeisterung für farbliche Lebhaftigket und Mannigfaltigkeit.

Info: Maryam Shojaie, Frankfurt am Main, Telefon: 015202366593
www.lokalglobal.de/kultur

 

 

  


Drei Chinesen um die Welt

von Inge Franz

 

„... Ein Liter Vollmilch kostet bei Aldi, Edeka, Netto, Plus, Real und Rewe seit einigen Wochen nicht mehr 55 Cent, sondern 62 Cent. Die Preise von Quark und Joghurt blieben zum Beispiel bei Edeka bisher unverändert. "Aber auch da wird sich sicher noch etwas tun", sagte ein Edeka-Sprecher in Hamburg. Auch bei Käse seien Veränderungen möglich. Die Preise für Magerquark sind laut Rewe stabil.


Die Molkereien hatten mit den großen Handelsketten nach mehreren Jahren sinkender Milchpreise höhere Erzeugerpreise vereinbart. Dazu kommt nach Ansicht von Marktexperten eine gestiegene Nachfrage nach Milchpulver in Asien - vor allem China - und ein geringeres Angebot durch den zunehmenden Anbau von Pflanzen für Biodiesel.“ (
www.fr-online.de)

 

Herr Meier (wie viel Kosten die Eier) schlug empört die Zeitung zusammen, nachdem er diese Nachricht Anfang August 2007 gelesen hatte. Er regte sich auf: „Es scheint, als würden die Chinesen uns die ganze Milch wegtrinken, deshalb müssen wir jetzt mehr berappen für Butter, Milch und bald wohl auch noch Quark und Joghurt! Können die nicht ihre verdammte Sojamilch trinken? Was soll das überhaupt? Wir gehen ja auch nicht nach China und nehmen denen ihren Reis weg, oder etwa doch? Fragend blickte er seine Frau Liese an.  „Naja, Reiner,“ sagte diese, „ich glaube, a bisserl scho“, und sie zwickte ihn neckisch in den Oberarm, „oder glaubst, der Reis, den wir letzten Donnerstag gesse ho, isch von Italien von de Po-Ebene?“ „Nö, aber die Po-Ebene is scho escht net schlecht!“, sagte er und zwickte sie neckisch in denselben. „Ajo, mir werden’sch jo sähe“, sagte seine Frau und entwand sich lachend seinem Zugriff, „schpätestens, wenn mer wiedä, wie im Krieg, für a Pfund Butter a Monat schaffe müscht’, donn säh mär jo, dasch die Chinese sich nur no vo Milchproduktä ernärä tuä“. Und sie ging in die Küche, um den Quarkauflauf, mit Sahne verfeinert, anzurichten. Zur selben Zeit in Südchina (Yunnan), in der Hauptstadt Kumming, vor einem Zeitungskiosk: Herr Meier, der Schwabe, hatte sich auf den Weg nach China gemacht, um mit eigenen Augen zu sehen, wie die Chinesen uns die Milch wegtrinken. Bisher – und er war schon zwei Wochen hier – hatte er noch keine Spuren von Milch trinkenden Chinesen gesehen. Aber: was er nicht wusste:

Es machten sich drei ziemlich arme Chinesen Gedanken über ihre Zukunft, über ihre Karriere und was sie überhaupt sie im Leben mal machen sollten, um an Geld zu kommen. Das waren: Dan Dum, der älteste (39), der immer sehr schweigsam war, aber stille Wasser sind bekanntlich tief, und er hatte es sich in den Kopf gesetzt, um Hing Shon (26) zu werben, in die er unheimlich doll verknallt war. Dann war da noch Bin Yung (23), der nur Karate und Karaoke im Kopf hatte und in Zukunft in dieser Richtung beruflich tätig zu werden.

 

Auch Dan Dum hatte gerade die Zeitung (mit chinesischen Schriftzeichen) zusammengeklappt und geseufzt. „Wil haben gal keine chinesischen Tladitionen mehl“, rief er resigniert. „Wählend meine Muttel Tag fül Tag in del Küche vom Wan-Tan-ge-Sund steht und nach alten chinesischen Lezepten kocht, wollen diese Modelnisten ungenießbale Kuhmilch ins Land holen und eulopäische Gelichte machen!“ Missmutig ließ er den Löffel sinken, den er eben noch in die Glasnudelsuppe getaucht hatte. „wenn das so weitel geht, gibt es nächstens bei Wan-Tan-Ge-Sund nul noch Joghulteis, Peking-Ente in Sahnesoße, Walflossenchips mit Käse übelbacken odel sogal Shlimps in Buttelsoße“. Er lachte plötzlich so, dass ihm die Suppe aus dem Mund lief und sein schöner zitronengelber Kimono, den er zur Feier des Tages angezogen hatte, beinahe beschmutzt worden wäre. Aber dann hielt er inne: „Vielleicht“, sagte er, „könnte ich meine Kenntnisse der deutschen Splache“, und er machte ein ernstes Gesicht, „dazu velwenden, Leichtum in mein Land zu blingen. Mal sehen, ich habe 4 Semestel Gelmanistik an der Uni Hambulg studielt, dann noch 3 Semester Wiltschaft in Peking, und ich kann fließend Deutsch. Ich welde Hing Shon flagen, was sie davon hält, wenn wil nach Deutschland fahlen und Milch kaufen, um sie hiel für teules Geld zu velkaufen!“

Er machte gleich eine Rechnung auf: „100 Liter Milch à 49 Cent = 49,00 EUR (Einkauf), 100 Liter à 100 Cent = 100, 00 EUR (Verkauf), das sind bei 100 Litern genau 51 EUR Gewinn. Um die Reise zu finanzieren, würden sie 200 Liter Benzin benötigen (= 100 EUR, denn das Benzin kostet in China nur 50 Cent/l). Er rechnete damit, dass ihr Auto 4 Liter pro 100 km verbrauchen würde, und dass sie 10 000 km fahren würden, also würden sie 400 Liter Benzin benötigen, also 200 EUR. Sie würden also mindestens 1000 Liter Milch kaufen und würden damit 510 EUR verdienen, von einem Teil des Geldes würden sie die Rückreise finanzieren (510 – 200 EUR = 310 EUR), den Rest würden sie unter sich aufteilen und damit ihre neuen Geschäftsideen verfolgen. Essen würden sie ihren mitgebrachten Reis, und vielleicht könnten sie an den Gewässern einige Fische fangen, um auch mal was Frisches zu essen, und hier und da ein paar Früchte pflücken. Das war doch ein guter Plan, oder? Dass das alles eine Milchmädenrechnung war, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, und wenn man ehrlich ist, wollte er es auch nicht wissen, weil er voller Illusionen, Hoffnungen und Tatendrang war und sofort aufbrechen und sich durch nichts aufhalten lassen wollte. Aufgeregt ging er also zu Hing Shon, die er schon seit Jahren verehrte und anhimmelte. „Hing Shon – Hing Shon – da an dem Balken, da kamen die Falken, die taten sich balgen, wel sie als elster mitnehmen könnt, wel sie als elster mitnehmen könnt!“, scherzte er. Das war ein Witz, den er sich ausgedacht hatte, und den er nie müde war zu wiederholen in ihrer Gegenwart. Hing Shon sah ihn etwas müde und unbegeistert an. „Was ist, willst du mil wiedel ein chinesisches Gedicht aufsagen?“, fragte sie. „Nein, diesmal ist es viel ernster!“ (Hoffentlich will er mich nicht heiraten, hoffte sie). „Nein, diesmal geht’s um Geschäfte. Um elnste Geschäfte. Gloße bedeutende Geschäfte, viel Geld!“ „Was denn, willst du wiedel eine Hühnelfarm aufmachen und dann velenden alle Tiele an der Hühnelglippe? Odel willst du wiedel machen Geldtausch, und nach 2 Monaten stellst du fest, dass alle Eulo-Scheine, die du gekliegt hast, Falschgeld walen und musst 5 Jahle in Knast?“ Sie sah ihn fragend an. „Nein, nein, meine kleine süße Hing Shon, es geht um etwas ganz Neues: MILCH! Schon mal gehölt?“ „MILCH?“ schrie sie, „vellückt gewolden, odel was? Ich hab’ davon in den Kumming-News gelesen, „die wollen jetzt alle Milch tlinken, denken, sie kliegen Eiweiß davon, dabei ist doch Tofu unsele tladitionelle Esskultur“. „Ja, ich weiß“, erwiderte Dan Dum, „und Nüsse, Fleisch, Gemüse, all das ist wichtig, abel was willst du machen“ und er hob die Schultern, „alle Leute wollen jetzt Milch, also holen wir sie und verkaufen sie, ganz einfach!“.